Ansätze, die den mündigen, emanzipierten Menschen im Blick haben, sind zu bevorzugen. Das Ziel von Prävention, welche sich auf das „Recht auf Gesundheit“ konzentriert, ist die Ermöglichung und Befähigung zu einem selbstbestimmten und verantwortungsbewussten gesundheitsgerechten Leben in einer gesundheitsförderlichen Umwelt. Die Lebenssouveränität und autonome Lebensgestaltung der Adressat/innen von Prävention (insbesondere bei Jugendlichen und Kindern) ernst nehmen heißt, dass nicht alle Verhaltensäußerungen als Bedrohung und Risiko interpretiert werden dürfen.
Der anzustrebende demokratisch-emanzipatorische Gesundheitsförderungsansatz folgt dem Prinzip, dass die überwiegende Mehrzahl der Menschen autonom richtige Entscheidungen treffen wird, wenn man sie in jungen Jahren und auch später darin unterstützt, Lebenskompetenz zu entwickeln, sie umfassend und ausgewogen informiert, sie ermutigt Entscheidungen zu treffen und sie anleitet ein glückliches Leben anzustreben, sowie mit Risiken sinnvoll umzugehen. Dazu gehören Stichwörter wie „Empowerment“, „Partizipation“ oder „Risikokompetenz“.
Die Individuen werden in ihrer konkreten Lebenslage akzeptiert, ihre persönliche Autonomie wird nicht infrage gestellt, und Entscheidungen werden ihnen letztendlich weitestgehend selbst überlassen. Die Menschen werden dabei als Subjekte wahrgenommen, im Sinne von Interaktionspartnerinnen, bei denen man die Fähigkeit fördern will, Lebensbedingungen selbst aktiv zu ändern und zu verbessern, um damit die Wahrscheinlichkeit des Flüchtens in ausweichendes und selbstzerstörerisches Verhalten zu verringern.
Die Grundlage des paternalistisch – kontrollierenden Ansatzes ist hingegen die Überzeugung, dass die Mehr- zahl der Menschen nur dann richtige Entscheidungen treffen wird, wenn man sie kontrolliert, „gefährliche Informationen“ zensiert, sie bevormundet und ihnen Lust- verzicht sowie Risikoverringerung durch Enthaltsamkeit nahe legt.
Präventionsmaßnahmen können damit, wie bisher massiv und offensichtlich ziemlich erfolglos gehandhabt, in bevormundende, technokratische und normierende Verhaltenskontrollmaßnahmen münden. Deshalb sind Ansätze, die den mündigen, emanzipierten Menschen im Blick haben, zu bevorzugen.
Sicherlich sind einige Drogen durchaus schädlich, insbesondere bei regelmäßigem Konsum. Werden sie jedoch im richtigen Rahmen eingesetzt, weder um Probleme zu verdrängen, noch um dauerhaft glücklicher zu werden, dann ist das schon die halbe Miete. Wer an allererste Stelle sich selbst versteht, als auch die verschiedensten Drogenwirkungen genau kennt, der wird sich nicht durch tägliches Einwerfen der verschiedensten Substanzen ins ewige Stimmungstief, mit all den daran gebundenen, tatsächlich lebensgefährdeten Folgen navigieren. Und selbst wenn, dann liegt es in seiner eigenen Verantwortung (Volljährigkeit vorausgesetzt). Punkt. Es ist dann eben nicht die Schuld der Droge!
Einem Menschen jedoch das Recht abzusprechen seinen Körper zuzuführen was er möchte ist keiner modernen Gesellschaft würdig. Eigenverantwortung kann nur da entstehen, wo auch die freie Entscheidung eine Rolle spielt. Solange Drogenkonsumenten weiter kriminalisiert und stigmatisiert werden, solange Drogen ohne valide Argumentation verteufelt werden, läuft in unserer Gesetzgebung etwas mächtig falsch. Zumal das positive Potenzial von Drogen auch nicht ansatzweise ausgeschöpft wird, bzw. in der Macht gewisser Lobbyisten liegt.
Zugegeben findet im sehr kleinen – aber aktuell sehr groß diskutierten – Bereich eine Öffnung, speziell gegenüber Cannabis zur medizinischen Nutzung und Genusszwecken statt, aber letztlich ist auch der Volksmund durch die jahrelange Indoktrination noch mächtig einseitig eingestellt, um es hier einmal vorsichtig zu formulieren. Als weiteren Punkt läuft durch die jahrelange Kriminalisierung und Stigmatisierung von Drogen-Gebrauchern viel zu viel unter dem Radar ab, als dass wir hierbei tatsächlich von einer gesellschaftlichen Akzeptanz und Toleranz von Drogen, und auch (lange noch) nicht von Cannabis, sprechen könnten.
Genauer betrachtet ist unser eigener Körper hochkriminell. Während unserer Lebzeiten produziert er haufenweise Drogen. Ein Wunder, dass er noch nicht verhaftet wurde! Die Rede ist beispielsweise von Endorphinen (Endogene Morphine). Endorphine sind schmerzstillend, entspannend und berauschend. Mit diesen Eigenschaften erfüllen sie einen wichtigen Job. Sie werden zu den unterschiedlichsten Situationen ausgeschüttet: Sex, Erfolgserlebnisse, Nahrungsaufnahme, usw.
Kein Wunder, dass es viele bei diesen exemplarisch genannten Möglichkeiten, beispielsweise durch eine Fress-Spiel-Arbeits-, generell Verhaltenssucht auch übertreiben. /rb