Stell Dich Deinen Macken und ändere Dein Leben – JETZT!

Muss der perfekte Mensch alles können? (Bärbel Römer-Biesinger)

Sowohl in meinen logopädischen Praxen als auch im Rahmen meiner Tätigkeit als Coach und Persönlichkeitstrainerin, treffe ich immer häufiger auf unsichere, ängstliche, verhaltensauffällige, aggressive und
unglückliche Kinder, Jugendliche und Erwachsene, die ich begleiten darf. Eltern beklagen diesbezüglich immer wieder, das „negative“ und nicht gesellschaftsfähige Verhalten ihrer Kinder und wünschen sich, eine schnelle Veränderung oder Lösung. Erwachsene leiden aufgrund ihrer „Macken“ unter dem Druck der Umgebung. Auf
die Frage, warum sie so sind wie sie nun mal sind, fehlen oftmals die Antworten oder die Situation wird aus einem dispositionalen Verhalten und Denken heraus erklärt. Gründe für diese selbstwertschützenden Attributionen, sind zum Beispiel die Aufrechterhaltung des Selbstwertes und Strategien der Selbstpräsentation. Ein in der Gesellschaft atypisches Verhalten wirkt häufig stigmatisierend. Auch das Verhalten der Mitmenschen verändert sich meist gegenüber der betroffenen Person.

Vorurteile, Meidung, Mobbing und Belächeln sind nur einige Reaktionen. Zugleich wird das „freie Leben“ mit Slogans wie „sei wie du bist“ und „lebe selbstbestimmt, entfalte dich“ von allen Seiten beworben – nie könnte ein Einzelner freier sein als heute, so scheint es. Gleichzeitig war aber auch der Glücks- und Erfolgsdruck nie größer als heute. Der perfekte Mensch soll Ecken, aber keine Kanten haben, er soll selbstermächtigt sein und sich gleichzeitig den Regeln der Gesellschaft fügen. Er soll kontrollieren und rational sein, zugleich aber auch charismatisch und begeisterungsfähig. Er wird unerlässlich von der Außenwelt kontrolliert und beobachtet. Dennoch ist der Mensch stets auf sich allein gestellt und muss ständig wählen, sich unentwegt entscheiden, ohne genau zu wissen, wofür er sich gerade entscheiden soll.

Einer Vielzahl von Menschen fällt das Leben jedoch zunehmend schwer. Die Folge ist sehr oft ein sozialer Rückzug und/oder das Abdriften in Verhaltenssüchte. Diese Menschen sind unzufrieden in Beziehungen, sie erleben sich eher als Beitragende, nicht als Empfangende. Sie sehnen sich nach Nähe, doch wenn sie entsteht, können sie diese oft nicht erdulden oder aushalten. Ihr Problem ist das Empfinden, benachteiligt zu werden oder im Leben versagt zu haben. Das ihrer Meinung nach „ungelebte“ Leben ist ihr selbstempfundenes Unglück. Niemand gesteht sich jedoch gern falsche Entscheidungen im Leben ein oder gibt ohne Schwierigkeiten zu, dass er an einer Aufgabe gescheitert ist. Daher deutet das Gehirn unerwünschte Erfahrungen häufig um, damit sich die Person besser fühlt.

Das Gehirn ist – mit einigen Grenzen – fast uneingeschränkt zu Veränderungen fähig, mit viel Durchhaltevermögen, Motivation oder externer Unterstützung. Immer wieder stellen sich die Fragen: Wie kann sich ein Mensch ändern, wenn er es wirklich möchte? Ohne Hilfe von außen ist es so gut wie unmöglich, die eigene Persönlichkeit in größerem Umfang gezielt zu ändern. Falls die angestrebte Veränderung sich nicht umsetzen lässt, stehen Betroffene vor einer weiteren Frage: Was können sie unter diesen Umständen aus ihrem Leben machen? Die Antwort liegt auf der Hand: Wenn sie ihre „Macken“ nicht ändern können, müssen sie annehmen. Weder das eigene Leben noch die Wahrnehmung der Welt werden besser, wenn sich die Menschen ständig selbst verurteilen.

Der Mensch erlangt größtenteils durch Erfahrungen das Wissen darüber, wer er ist und was er über sich denkt, was andere Menschen über ihn denken und wie er sich in bestimmten Situationen verhält. Dieses Wissen ist im Gedächtnis abrufbar. Eine Person würde nicht wissen, wer sie heute ist, was sie gestern war oder morgen sein könnte, und könnte nicht beurteilen, ob dies harmoniert, ohne zu lernen und ohne das Gedächtnis. Um einen Menschen zu verstehen, ist es unabdingbar, seine Grundbedürfnisse und Werte zu kennen und zu verstehen, was ihn im Positiven und Negativen bewegt, was seinem Leben die Bedeutung verleiht, was Glück und Unglück ausmacht. Eine schwere und dauerhafte Verletzung der Grundbedürfnis- se kann unter Umständen eine elementare Ursache für die Entwicklung einer Sucht sein.

Der Mensch muss sich selbst ändern, wenn die äußeren Umstände nicht veränderbar sind. Diese Veränderung des Selbst kann nach dem Grundprinzip der Automatisierung und Routinisierung emotionaler Schwierigkeiten auf drei Arten geschehen:

1.) Die Individualität der Persönlichkeit leben und anerkennen, indem ein Vorbild imitiert wird, da diese Person eine ähnliche Situation erfolgreich bewerkstelligt hat.

2.) Indem ein klares Ziel gesetzt und in deutliche Bilder gefasst oder mit konkreten Situationen und Vorstellungen verknüpft wird. Unabdingbar ist hierbei ein tägliches Wiederholen, Einüben und Automatisieren dieser Ziele, also eine anhaltende Selbstkonditionierung.

3) Indem eine kleinschrittige Vorgehensweise mit einer Selbstbelohnung kombiniert wird. Letztendlich müssen auch hier die Belohnungsabstände mit der Zeit vergrößert werden oder variieren, bis sich eine Routine für das gewünschte Verhalten eingestellt hat.

Die Verbindung zwischen den Einstellungen und dem Verhalten ist bidirektional, das heißt, dass die Einstellungen das Verhalten beeinflussen und umgekehrt. Eine ermutigende Schlussfolgerung kann sich aus dem Prinzip ergeben, dass Einstellungen dem Verhalten folgen: Es können zwar nicht alle Gefühle unmittelbar gesteuert, doch können sie beeinflusst werden – dadurch, dass das Verhalten geändert wird. Sogar Hamlet sagte zu seiner Mutter: „Nehmt eine Tugend an, die Ihr nicht habt, denn die Übung kann fast das Gepräge der Natur verändern.“ Aus einer Täuschung kann Realität werden und das Verhalten verändert den Charakter. Taten formen das Selbst – und das kann auch auf gute Taten zutreffen. Es ist die eigene Entscheidung, sich aus der Opfer-Rolle zu befreien und Unabhängigkeit und Kontrolle über das eigene Leben wiederzuerlangen.

Die eigene Verletzung wird wahrgenommen, benannt und reflektiert. Stress, Angst, Feindseligkeit leben und anerkennen und die Tendenz der Selbstverletzung können durch Vergebung reduziert werden. Die eigenen Energien sollen effektiv eingesetzt werden. Gedanken über Dinge, die sowieso nicht veränderbar oder sogar nur in der eigenen Gedankenwelt existent, sind überflüssig und rauben viel Kraft. Die Verantwortung und Kontrolle für das eigene Leben zu übernehmen, ist ein bedeutender Bestandteil einer positiven Entscheidung für das zukünftige Leben. Ein ständiges Vergleichen mit anderen und das Grübeln über die eigene Person stoppen ein bewusstes Leben und lassen die eigenen Potenziale und Möglichkeiten verschwinden. Oftmals ist es nur bedeutsam, dass der Mensch sich entscheidet, wählt und nach vorne schaut und nicht immer in die Vergangenheit zurückblickt!

Mehr Infos zu Bärbel Römer-Biesinger siehe:

www.baerbel-roemer.de & www.seminarhaus-nrw.de

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