Ich habe zwei heranwachsende Kinder (9 und 11 Jahre). Ich selber bin in Frankfurt am Main aufgewachsen. Pauschal würde ich sagen: Der Ruf ist schlimmer als die Realität – aber als „Frankfurter-Bub“ sieht man früh Dinge, die andere vielleicht nie sehen. Hierzu gehören unter anderem Drogen. Dies prägt natürlich, mit einer Mischung aus Entspanntheit und Sorge in Sachen Sucht im Allgemeinen.
Wie viele Eltern beobachte ich aber vor allem heute das Thema Mediennutzung mit großer Sorge. In Zeiten von Corona ist dieses Thema fast nicht mehr handelbar für die Eltern mit Homeoffice, Homeschooling und mangelnder Freizeitbeschäftigung. Gerade die Untersagung von Mannschaftssport – in unserem Fall Handball und Fußball – führt zu mangelnder Beschäftigung der Kinder. Hier ist der Griff nach dem „Endgerät“ fast schon Normalität. Die Jungs zocken permanent, wenn es ihnen erlaubt wird oder die Eltern es nicht mitbekommen. Der Highscore ist in diesen Zeiten das große Ziel und nicht mehr das schönste Tor am Wochenende.
Morgens wird das Endgerät vor der Zahnbürste in die Hand genommen, WhatsApp gecheckt und die neue Anzahl der Follower bei TikTok geprüft. Zum Geburtstag wünschen die Kinder sich Playstore-Karten und investieren ihr Taschengeld in In-App-Käufe. Vielleicht ist das Zeitgeist und vielleicht verstehen wir als Erwachsene dies nicht. Meine Eltern haben auch nicht alles verstanden – so zumindest mein damaliger Eindruck. Auf jeden Fall liegt es an uns als Eltern – aber auch an der Schule und der Gesellschaft – unsere Kinder frühzeitig über die Gefahren eines problematischen Konsums aufzuklären und zu sensibilisieren. Ein Verbot oder eine „Verteufelung“ halte ich für schwierig und wenig zielführend – natürlich immer unter Berücksichtigung von Gesetzen und der damit verbundenen Legalität. Zumindest hätten mich damals als Jugendlicher Verbote eher animiert als abgeschreckt.
Wir müssen mit den Kindern gemeinsame altersgerechte (Spiel-)Regeln definieren und deren Umsetzung konsequent einfordern. Das verstehe ich unter zielführender Suchtprävention. Die Risiken einer Krankheitsentstehung müssen vermieden werden. Die Freude am Konsum muss im Vordergrund stehen, und das betrifft alle legalen Angebote von potentiellen Suchtmitteln. Wenn sich jedoch ein problematischer Konsum entwickelt, dann empfehle ich allen Eltern unbedingt, frühzeitig professionelle Hilfsangebote anzunehmen. Diese Angebote gibt es nicht nur für die Kinder, sondern auch für die Eltern selber.