Tabuisiert, mystifiziert, entartet. Schulen schlagen Alarm. Familien zerbrechen und Unternehmen schauen hilflos weg. Die Offiziellen haben in der Vergangenheit den Kopf mit ihrer repressiven Drogenverbotspolitik offensichtlich viel zu lange in den Sand gesteckt. Zumindest mit der Debatte und Gesetzgebungsinitiative der neuen Bundesregierung zur geplanten Cannabis-Legalisierung scheint, zumindest was die öffentliche Wahrnehmung im Umgang mit jedweden Rauschdrogen anbelangt, Hoffnung in Sicht das kollektive Bewusstsein in puncto einer zeitgemäßen und aufklärenden, sich an der Eigenverantwortung des Individuums richtende Suchtprävention deutlich nachzuschärfen. Es geht mehr denn je um eine akzeptierende Drogenmündigkeit!
Abhängigkeiten und Süchte, gepaart mit teils massiven, zwanghaften De-Personalisierung-, Vereinsamungs-, und Abstumpfungstendenzen sind in einer zunehmend durchgeknallten Welt in jedweden Lebenswelten derzeit verstärkt an der Tagesordnung. Selbstmedikation, Realitätsflucht, Rauschdrogenkonsum, Depression, Verhaltenssüchte, Angst- und Zwangsstörungen, (Auto-)Aggression, usw., bis hin zum Suizid nehmen zunehmend ein gesellschaftliches Ausmaß an, bei dem wir nicht mehr wegschauen können und wollen!
Wir, die CEOs der Christiane-F-Foundation und Offensiv-Hoch-3, Rainer Biesinger, Christian Hütt und Mathias Wald arbeiten seit vielen Jahren – als selbstständige Unternehmer – an vorderster Front mit direkt und indirekt Betroffenen jeglicher Couleur und Suchtform. Präventiv und in der Nachsorge. Unabhängig, erfahren und unkonventionell. Mit Schülern, Eltern, Azubis, Mitarbeitern, Führungskräften, Managern, Privatiers und Prominenten. Als ehemals selbst Süchtige wissen genau wovon wir reden. Seit vielen Jahren gehen wir tagtäglich dahin, wo es wirklich weh tut. In (Lebens-) Welten, die manch einer in seiner (vielleicht unbewusst?) schön geredeten, oftmals selbstgefälligen scheinbar heilen – einigermaßen „noch“ funktionierenden – Welt bei direkter Konfrontation mit dem Thema offensichtlich als katastrophalen Realitätsschock erleben würde.
Fakt ist: Hinter jeder (möglichen) Sucht (-entwicklung) steht ein menschliches Einzelschicksal, auf welches das Individuum in den seltensten Fällen wirklich vorbereitet wurde. Und zwar schonungslos ehrlich, verantwortungs- voll, vertrauensvoll, transparent und auf Augenhöhe!
Offiziell sprechen wir in Deutschland von mindestens zwei Millionen Pillenabhängigen, drei Millionen Alkis, vier Millionen Kiffern, weiteren Millionen stark abhängigen und abhängigkeitsgefährdeten Konsumenten illegaler Substanzen, deren aktuelle Auswüchse und Verfügbarkeiten keine Grenzen mehr kennen. Auch in Hinblick auf weitere Millionen (Glücks-)Spiel- Handy-, Internet-, Fress-, Kauf-, Porno-, Arbeits-, Sex-, etc., pp. -süchte und Verhaltens-/Zwangsstörungen reichen bei 82 Millionen Deutschen die offiziellen Zahlen offensichtlich noch immer nicht aus, um die, falls überhaupt vorhandenen, Alarmglocken zum Bersten zu bringen. „Nach mir die Sintflut“, oder „solange es mich nicht selbst betrifft“, scheint allgemeiner gesellschaftspolitischer Tenor zu sein. Hautsache der Mensch funktioniert als Humankapital!? Traurig!
Was treibt die Menschen in ein derartiges lebensbedrohliches Kompensationsverhalten und/oder die Selbstmedikation, und warum ist die gezielt und ge-force-te Förderung einer echten, wahrhaften und individuellen Persönlichkeitsentwicklung so elementar? Woran scheitert’s?
Im Rahmen der Suchtprävention muss die Förderung persönlicher Kompetenzen bedingungslos in den Vordergrund gestellt werden.
Mal ganz ehrlich: Was wollen wir mit systematisch gezüchteten Fachidioten ohne Selbstreflexion, die bereits bei den kleinsten Lebenskrisen zusammenbrechen, gesellschaftlich anfangen. Es ist allerhöchste Zeit zum ernsthaften Umdenken! Was läuft hier, sowohl auf politischer, gesellschaftlicher, als auch auf persönlicher Ebene schief? Und wie kann diesem unmenschlichen, krankhaften Treiben adäquat, und auf allen Ebenen entgegengewirkt werden?
Eines ist so klar wie Kloßbrühe, hinter jeder Suchthistorie steht ein einzelner Mensch, mit seinen individuellen Lebensthemen. Meist ein Mensch, der aus welchen Gründen heraus auch immer an sich selbst gescheitert ist, bzw. seine eigene Persönlichkeit nie wirklich kennengelernt, und adäquate Handlungsstrategien entwickelt hat. Ein Mensch, für den das Thema Selbstwirksamkeit ein Fremdwort zu sein scheint.
Ja, ernsthaft betriebene Persönlichkeitsentwicklung ist Arbeit, sie ist – für alle Beteiligten – anstrengend, und macht im wahrsten Sinne des Wortes auch nicht immer Spaß! Aber wie lange wollen wir als Gesellschaft noch tatenlos zuschauen, wie jährlich hunderttausende Menschen ihr Leben an die Wand fahren? Es ist dringender denn je an der Zeit das Übel konsequent an der Wurzel zu packen, nämlich an den individuell zu stärkenden Persönlichkeiten unseres Humankapitals! /rb
Suchtprävention ist Persönlichkeitsentwicklung, und Persönlichkeitsentwicklung ist Suchtprävention!