Suchtverhalten in Deutschland
Rauschdrogenkonsum ist eines der gravierendsten Probleme unserer Gesellschaft. Alkohol kann als die Droge gelten, mit der am meisten Missbrauch betrieben wird. Laut der in ihrem 2020 veröffentlichten „Jahrbuch Sucht“ exemplarisch angeführten Angaben der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) e. V. zeigen die Ergebnisse repräsentativer Umfragen und Hochrechnungen des Statistischen Bundesamtes, dass insgesamt etwa 3 Millionen Erwachsene in Deutschland in den letzten zwölf Monaten von einer alkoholbezogenen Störung betroffen sind (Missbrauch: 1,4 Millionen; Abhängigkeit: 1,6 Millionen).
74.000 Todesfälle werden in Deutschland jährlich durch Alkoholkonsum oder den kombinierten Konsum von Tabak und Alkohol verursacht. Die Diagnose „Psychische und Verhaltensstörungen durch Alkohol“ wurde beispielsweise im Jahr 2015 mit 326.971 Behandlungsfällen als zweithäufigste Einzeldiagnose in Krankenhäusern gestellt.
Auf rund 57,04 Milliarden Euro pro Jahr beziffert der Gesundheitsökonom Dr. Tobias Effertz im DHS Jahrbuch Sucht 2020 die ökonomischen Kosten des schädlichen Alkoholkonsums in Deutschland. Dem stehen Einnahmen des Staates aus alkoholbezogenen Steuern von nur 3,185 Milliarden Euro (im Jahr 2018) gegenüber. Im Jahr 2013 starben rund 121.000 Menschen an den Folgen des Rauchens. Das waren 13,5 % aller Todesfälle. Hinzu kommen schätzungsweise 3300 Todesfälle durch Passivrauchen.
Der Konsum von (Wasser-)Pfeifentabak ist 2019 erneut stark angestiegen. Es wurden 4.150 Tonnen verbraucht, das ist ein Plus von 24,5 % gegenüber dem Vorjahr. Dies dürfte insbesondere auf die Beliebtheit des speziellen Wasserpfeifentabaks zurückzuführen sein, den vor allem Jugendliche und junge Erwachsene in Shisha-Bars oder zu Hause rauchen. Auf jährlich 97,24 Milliarden Euro beziffert der Ökonom Dr. Tobias Effertz die gesamtwirtschaftlichen Kosten des Rauchens. Davon entfallen 30,32 Milliarden Euro auf direkte Kosten (z.B. Kosten für die Behandlung tabakbedingter Krankheiten) und 66,92 Milliarden Euro auf indirekte Kosten (z.B. Produktivitätsausfälle).
Bei den psychotropen Medikamenten besitzen 4–5 % aller verordneten Arzneimittel ein eigenes Missbrauchs- und Abhängigkeitspotenzial, darunter vor allem die Schlaf- und Beruhigungsmittel mit Wirkstoffen aus der Familie der Benzodiazepine und der Benzodiazepinrezeptoragonisten. Die verkauften Benzodiazepine reichen aus, um etwa 1,2– 1,5 Millionen Abhängige mit diesen Arzneimitteln zu versorgen. Die Gesamtzahl der Arzneimittelabhängigen wird auf bis zu 1,9 Millionen geschätzt. 15,2 Millionen Erwachsene im Alter zwischen 18 und 64 Jahren und etwa 477.000 Jugendliche zwischen 12 und 17 Jahren haben aktuellen Schätzungen zufolge mindestens einmal in ihrem Leben eine illegale Droge konsumiert.
Nach wie vor nimmt Cannabis in allen Altersgruppen unter den illegalen Drogen die prominenteste Rolle ein. Bei den Jugendlichen war von Mitte der 2000er Jahre bis zum Jahr 2011 ein fallender Trend beim Cannabiskonsum zu beobachten. Seitdem ist wieder ein Anstieg zu verzeichnen: 2018 konsumierten 8 % der Jugendlichen im Alter von 12 bis 17 Jahren Cannabis. Das entspricht 367.000 jugendlichen Konsumierenden. Am häufigsten wird Cannabis von jungen Erwachsenen im Alter von 18 bis 24 Jahren konsumiert. Nach Hochrechnungen des Epidemiologischen Suchtsurveys 2018 sind 309.000 Erwachsene im Alter von 18 bis 64 Jahren abhängig von Cannabis. Eine Kokainabhängigkeit liegt bei 41.000 und eine Amphetamin-Abhängigkeit bei 103.000 der 18-64-Jährigen vor. Derzeit erhalten 79.400 Menschen in Deutschland eine Substitutionstherapie. 1.398 drogenbedingte Todesfälle wurden im Jahr 2019 in Deutschland polizeilich registriert. Gegenüber dem Vorjahr ist damit ein Anstieg um 9,6 % zu verzeichnen (2018: 1.276 Drogentote). Deutlich ansteigend sind die Fall- und Sicherstellungszahlen für Ecstasy-Tabletten. Der Konsum psychoaktiver Stoffe (NPS), die vorrangig über das Internet vertrieben werden, nimmt stetig weiter zu.
Auf dem legalen deutschen Glücksspielmarkt wurden 2018 rund 46,3 Millionen Euro Umsätze (Spieleinsätze) erzielt. Laut einer 2019 durchgeführten Repräsentativbefragung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) sind 0,39 % der 16- bis 70-jährigen bundesdeutschen Bevölkerung Problemspieler/-innen (229.000 Personen). 0,34 % zeigen ein pathologisches Spielverhalten (200.000 Personen), also eine Glücksspielsucht. (vgl. DHS Jahrbuch Sucht) 2020).