Legal – illegal – scheißegal

Als legale Rauschmittel oder Drogen werden Stoffe bezeichnet, deren Besitz und Genuss erlaubt sind, wie z. B. Alkohol, Nikotin oder Arzneimittel mit Suchtpotenzial. Aber auch „Schnüffelstoffe“. Als illegale Rauschmittel oder illegale Drogen werden Stoffe bezeichnet, deren Herstellung, Besitz, Handel usw. dem Betäubungsmittelgesetz (BtMG) unterliegen und die sich ohne Erlaubnis im Verkehr befinden, also verboten sind. Dazu zählen sogenannte „weiche“ Drogen, wie beispielsweise Haschisch oder Marihuana, und sogenannte „harte“ Drogen, wie Heroin, Kokain, oder „Designerdrogen“ wie Ecstasy oder andere illegal produzierte Drogen. Im Vordergrund der öffentlichen Aufmerksamkeit und Diskussion steht zumeist die Problematik des Konsums illegaler Rauschmittel. Wobei die öffentlichen, teils äußerst kontrovers diskutierten Fragen zu weiteren künftigen, rechtlichen drogenpolitischen Rahmenbedingungen leider sehr oft den Blick auf die tatsächlichen und realen Proportionen verdecken. Das generelle Verhältnis derjenigen, die an Alkohol- und Medikamentenabhängigkeit erkrankt sind und beispielsweise an alkoholbedingter Leberzirrhose oder anderen Folgekrankheiten sterben, übersteigt die Sterberate durch illegale Drogen eklatant und exorbitant bei Weitem. By the way liegen für den Bereich des Medikamentenmissbrauchs keine wirklich „offiziellen“ Zahlen über Sterbefälle vor. Sehr seltsam!

Insbesondere legale, aber auch illegale Drogen sind in der heutigen Situation überall – auch für Jugendliche – verfügbar oder relativ leicht zu beschaffen. Es gibt kein Lebens- bzw. Genussmittel, das so rund um die Uhr zu kaufen ist wie Alkohol und Zigaretten, die auch nachts und an Feiertagen über Automaten, Kioske, Gaststätten oder in Tankstellen zu erhalten sind.

Die Arbeit mit Alkoholabhängigen oder -gefährdeten steht in Konkurrenz zu gesellschaftlich akzeptierten Trinkgebräuchen und einem immensen Werbeaufwand der Alkoholindustrie. Die Arbeit mit Medikamentenabhängigen vollzieht sich häufig im Schatten medizinischer Verschreibungspraktiken. Die Konsumenten illegaler Drogen müssen strafrechtliche Verfolgung befürchten, weshalb die Arbeit der in diesem Bereich tätigen Berater, Coaches, Ärzte und Therapeuten immer im Spannungsfeld von Hilfe und Strafe steht.

All diese Widersprüche belasten die Suchtproblematik und die Suchtarbeit in besonderer Weise. Sie müssen konsequenterweise in der Praxis einer umsichtigen und differenzierten, liberalisierten Sucht- und Drogenpolitik Berücksichtigung finden. Symptome verborgener Probleme Wie wir bereits jetzt erkennen können, sind die Bedingungen für die Entstehung von Sucht oder Abhängigkeit äußerst vielfältig und unterschiedlich. Zwar gibt es zahlreiche Theorien über mögliche Ursachen, aber nach wie vor gibt es keine allgemein anerkannte, wissenschaftlich gesicherte Erklärung darüber, weshalb es bei manchen Menschen zu einer Abhängigkeitserkrankung oder einer Sucht kommt – bei anderen mit ähnlichen Konsummustern oder Verhaltensweisen aber nicht. Hier gilt es unter Einbeziehung der verschiedenen relevanten Disziplinen wie z. B. Medizin, Pharmakologie, Psychologie, Soziologie und Biochemie die Forschung deutlich zu intensivieren. Für die Fachwelt ist klar, dass die Gründe für die Entstehung einer Suchtmittelabhängigkeit nicht in der Droge oder in sonst einem Umstand allein liegen.

Die Ursachen sind immer ein Resultat des Aufeinandertreffens und Ineinanderwirkens verschiedener Faktoren. Es sind biologische, psychologische, soziale, gesellschaftliche und schließlich drogenspezifische Aspekte, die sich in einem komplexen, prozesshaften Geschehen wechselseitig beeinflussen.Faktoren, die die Entwicklung eines problematischen Umgangs mit Suchtmitteln beeinflussen, sind:

  • die Person mit ihren unterschiedlichen körperlichen, genetischen und psychischen Eigenschaften, die sich in ihrem Sozialisationsprozess bestimmte Fähigkeiten, Einstellungen, Erwartungshaltungen angeeignet oder erworben hat, die spezifische Rollenzuweisungen erfahren hat, bestimmte Leistungen erbringen will oder muss, Orientierungen und Zukunftsperspektiven für sich entwickelt hat,
  • das soziale und gesellschaftliche Umfeld sowie die konkrete familiäre, schulische oder berufliche Situation des Menschen mitsamt den Anforderungen, die sich daraus ergeben,
  • und das Suchtmittel selbst mit seinen spezifischen Eigenschaften und Wirkungen, in der jeweiligen Dosierung, Häufigkeit und Dauer seiner Einnahme, seiner Griffnähe und Verfügbarkeit sowie der Situationen und dem Kontext seines Konsums.
  • Je nach Person und Umfeld kommt es zu durchaus verschiedenen Wirkungen und Folgen. Suchtmittelabhängigkeit und süchtiges Verhalten wird heute vor allem als Symptom oder Ausdruck von dahinter liegenden, verborgenen Problemen verstanden, was im Alltagsbewusstsein leider noch immer nicht wirklich überall angekommen ist.

Demnach hat das Suchtmittel eine bestimmte Funktion, indem es z. B. Störungen in der persönlichen oder psychosozialen Entwicklung eines Menschen zu verdecken oder auszugleichen oder fehlende Bewältigungskompetenzen für die wachsenden Herausforderungen des beruflichen wie privaten Alltags zu ersetzen versucht.

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